Eine Scheinschwangerschaft bei Hunden sorgt oft für Verwirrung und Besorgnis bei Hundebesitzern. Doch es ist wichtig zu wissen, dass es sich hierbei nicht um eine Krankheit handelt, sondern um einen natürlichen, physiologischen Zustand, der zum Hund gehört.
Es kann beunruhigend sein, wenn die eigene Hündin plötzlich anders ist: Sie frisst tagelang nichts, zeigt ungewöhnliches Verhalten, und man macht sich natürlich Gedanken. In diesem Blogbeitrag erfährst du, was hinter diesem Phänomen steckt, welche Symptome auftreten können und wie du deinem Hund am besten helfen kannst.
Was ist eine Scheinschwangerschaft beim Hund?
Die Scheinschwangerschaft, auch Pseudogravidität genannt, ist ein natürlicher hormoneller Zustand, der bei vielen Hündinnen auftritt. Nach der Läufigkeit steigt bei Hündinnen ein bestimmtes Hormon, das Progesteron, an – ganz egal, ob sie trächtig sind oder nicht. Wenn dieses Hormon später wieder abnimmt, kann ein anderes Hormon, das Prolaktin, stärker werden. Genau dieses Hormon sorgt für die typischen Anzeichen einer Scheinschwangerschaft.
Ein besseres Verständnis dieser hormonellen Abläufe kann helfen, die Symptome richtig einzuordnen und entspannter mit der Situation umzugehen.
Scheinschwangerschaft vs. Scheinmutterschaft
Hier liegt der feine, aber entscheidende Unterschied nicht nur in den Symptomen, sondern auch im Verhalten der Hündin:
Scheinschwangerschaft (Pseudogravidität): Das ist der allgemeinere Begriff und beschreibt den hormonellen Zustand, der nach der Läufigkeit auftreten kann. Der Körper der Hündin „denkt“, sie sei trächtig, was zu körperlichen Anzeichen wie geschwollenen Milchdrüsen und Verhaltensänderungen führt. Milchproduktion und stark ausgeprägtes Mutterverhalten treten jedoch nicht immer auf.
Scheinmutterschaft: Diese geht einen Schritt weiter. Neben den körperlichen Symptomen zeigt die Hündin auch deutlich mütterliches Verhalten. Sie baut ein „Nest“, bemuttert Spielzeuge oder andere Gegenstände und kann sogar Milch produzieren, als würde sie Welpen versorgen.
Der Unterschied liegt also in der Intensität der Symptome. Während die Scheinschwangerschaft hauptsächlich körperliche Veränderungen mit sich bringt, wird bei der Scheinmutterschaft zusätzlich ein starkes mütterliches Verhalten sichtbar.
Beide Zustände sind jedoch natürliche Folgen des hormonellen Zyklus und gehören zum Leben einer Hündin dazu.
Nun stellt sich die Frage, wie du als Hundehalter mit diesen Phasen umgehen kannst – und wann möglicherweise Unterstützung nötig ist.
Eine gezielte Unterstützung während der Scheinmutterschaft – durch klare Grenzen, beruhigende Maßnahmen und eine angepasste Umgebung – kann den Stress für die Hündin deutlich reduzieren.
Symptome einer Scheinschwangerschaft
Die Anzeichen einer Scheinschwangerschaft können sehr unterschiedlich sein und reichen von körperlichen bis hin zu Verhaltensveränderungen:
Gesäuge-Schwellung und Milchproduktion: Einige Hündinnen entwickeln geschwollene Milchdrüsen und produzieren sogar Milch.
Nestbauverhalten: Die Hündin beginnt, ein „Nest“ zu bauen, sammelt Spielzeuge oder andere Gegenstände und behandelt sie wie Welpen.
Verhaltensänderungen: Sie kann anhänglicher, launischer oder sogar aggressiver sein.
Appetitveränderungen: Manche Hündinnen fressen weniger oder haben einen veränderten Appetit.
Unruhe und Weinerlichkeit: Einige Hündinnen wirken nervös oder weinerlich.
Erfahrungen aus meiner Praxis
Als Hundeernährungsberaterin und Tierheilkundlerin habe ich schon einige Hündinnen mit Scheinschwangerschaft begleitet. Oft erzählen mir Hundebesitzerinnen, wie sich ihre Hündin plötzlich zurückzieht und das Futter verweigert.
Es ist verständlich, dass man sich da Sorgen macht.
Besonders erinnere ich mich an eine kleine Hündin, die so liebevoll ihre Spielzeuge bemutterte und dabei tagelang nichts fressen wollte. Nach einer Umstellung auf leicht verdauliche Kost und etwas Geduld konnte ich miterleben, wie sich ihr Zustand langsam besserte. Diese Erfahrungen zeigen, wie individuell Hündinnen auf eine Scheinschwangerschaft reagieren können und dass es kein "Schema F" für die Unterstützung gibt. Jedes Tier benötigt seinen eigenen Ansatz.
Wie lange dauert eine Scheinschwangerschaft?
Eine Scheinschwangerschaft kann einige Wochen andauern. Die Symptome klingen in der Regel nach etwa zwei bis drei Wochen von selbst ab. Die Dauer kann jedoch von Hund zu Hund variieren. Bei manchen Hündinnen sind die Symptome nur leicht ausgeprägt und verschwinden nach wenigen Tagen, während andere intensivere und länger anhaltende Anzeichen zeigen. Wichtig ist, während dieser Zeit aufmerksam zu bleiben und die Hündin gut zu beobachten, um gegebenenfalls unterstützend eingreifen zu können.
Was kann man tun?
Es gibt verschiedene Ansätze, um einer Hündin bei einer Scheinschwangerschaft zu helfen:
Ablenkung und Bewegung: Sorge für ausreichend Beschäftigung und Bewegung. Das kann helfen, den hormonellen Zustand zu regulieren und das Verhalten zu normalisieren.
Einschränkung des Nestbauverhaltens: Vermeide es, die Hündin in ihrem Nestbauverhalten zu bestärken. Nimm die „Ersatzwelpen“ (Spielzeuge) gelegentlich weg, um den Fokus zu ändern.
Kühlende Umschläge: Wenn das Gesäuge stark geschwollen ist, können kühlende Umschläge oder spezielle Salben Linderung verschaffen.
Homöopathie: Globuli wie Pulsatilla D12* können unterstützend wirken und helfen, die hormonellen Schwankungen zu regulieren. Hierbei wäre eine Dosierung von 2-3 Globuli, 1-2 Mal täglich, empfehlenswert.
Tierarztbesuch: Bei starken oder länger anhaltenden Symptomen sollte immer ein Tierarzt konsultiert werden. In einigen Fällen können Medikamente wie Galastop oder Pregnostat* notwendig sein, um die Milchproduktion zu reduzieren und den Hormonhaushalt zu regulieren.
Ernährung während der Scheinschwangerschaft
Ein oft übersehener Aspekt bei der Betreuung von Hündinnen, die eine Scheinschwangerschaft durchmachen, ist die Ernährung. Es kann vorkommen, dass deine Hündin während einer Scheinschwangerschaft das Fressen verweigert. Das liegt oft an den hormonellen Veränderungen, die den Appetit beeinflussen. Doch selbst wenn sie das Fressen verweigert, ist es wichtig, es weiterhin zu versuchen. Der Einsatz von hochwertigen Leckerlis oder selbstgebackenen Snacks, die intensiver schmecken, kann hilfreich sein. In dieser Phase ist hochwertiges Futter unerlässlich. Zutaten wie Hühnerherzen-Granulat, Fleischgewürz oder Hühnerbrühe können das Futter schmackhafter machen und dazu beitragen, dass deine Hündin die benötigten Nährstoffe aufnimmt, besonders wenn ihr Appetit nachlässt.
Der Einsatz natürlicher Mineralien und Vitamine ist in dieser Zeit besonders wichtig.
Ich empfehle Nassfutter, da es leicht verdaulich ist und speziell auf die Ernährungsbedürfnisse von Hündinnen in dieser speziellen Lebensphase abgestimmt wurde. Es hilft nicht nur, den Appetit zu stimulieren, sondern unterstützt auch das allgemeine Wohlbefinden und die Gesundheit deiner Hündin.
Wichtig: Eine hochwertige Ernährung kann einen großen Unterschied im Management der Scheinschwangerschaft machen. Achte darauf, dass deine Hündin in dieser Zeit Zugang zu qualitativ hochwertigem Futter hat. Dies wird nicht nur ihre körperliche Gesundheit unterstützen, sondern auch dazu beitragen, ihr emotionales Wohlbefinden zu stabilisieren.
Hier noch einige Tipps, wie du sie in dieser Zeit unterstützen kannst:
Anpassung des Futters: Biete leicht verdauliches Futter an, das den Magen weniger belastet. Manchmal hilft es auch, auf ein artgerechtes Nassfutter oder selbst zubereitetes Futter umzusteigen, das schonend zubereitet wurde.
Kleinere Mahlzeiten: Versuche, ihr mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu geben, anstatt einer oder zwei großen Portionen. Das kann helfen, den Appetit anzuregen und den Magen zu entlasten.
Warmes Futter: Erwärme das Futter leicht. Der Geruch des warmen Futters kann appetitanregend wirken und die Hündin zum Fressen animieren.
Leckerbissen: Biete zwischendurch leicht verdauliche Leckerlis an, um sie zum Fressen zu motivieren. Achte darauf, dass diese nicht zu fettig sind, um den Magen nicht zu belasten.
Geduld haben: Manchmal hilft es einfach, geduldig zu sein und ihr die Zeit zu geben, die sie braucht. Vermeide es, sie zum Fressen zu drängen, da dies zusätzlichen Stress verursachen kann.
Wann zum Tierarzt?
Wenn die Symptome sehr stark sind, länger als drei Wochen anhalten oder die Hündin deutliche Schmerzen zeigt, ist ein Tierarztbesuch ratsam. Auch wenn es wiederholt zu Scheinschwangerschaften kommt oder die Futterverweigerung länger anhält, kann eine Beratung sinnvoll sein, um langfristige Lösungen zu finden.
Vorbeugung einer Scheinschwangerschaft
Eine Kastration kann eine dauerhafte Lösung sein, um wiederkehrende Scheinschwangerschaften zu verhindern. Doch Vorsicht! Die Entscheidung zur Kastration sollte immer gut überlegt sein. Es wird oft empfohlen, eine Kastration erst nach der Pubertät, also etwa ab dem 3. Lebensjahr, in Erwägung zu ziehen.
Warum so spät?
Ganz einfach: Die Geschlechtshormone spielen eine entscheidende Rolle bei der körperlichen und psychischen Entwicklung deines Hundes. Eine zu frühe Kastration kann dazu führen, dass dein Vierbeiner hormonell "Kind" bleibt und sich nicht vollständig entwickeln kann. Das kann Einfluss auf Wachstum, Muskelentwicklung und sogar das Verhalten haben.
Eine zu frühe Kastration kann auch die Frustrationstoleranz deines Hundes beeinträchtigen. Hormone wie Östrogen und Testosteron spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Selbstsicherheit und Stressbewältigung. Fehlen diese Hormone durch eine zu frühe Kastration, kann es sein, dass der Hund weniger gut mit stressigen Situationen und Frustrationen umgehen kann. Das kann sich in Unsicherheit, erhöhter Reizbarkeit oder sogar Aggression äußern.
Daher ist es wichtig, sich ausführlich mit dem Thema auseinanderzusetzen und sorgfältig zu überlegen, was für deinen Hund am sinnvollsten ist. Überlass die Entscheidung nicht allein dem Tierarzt, sondern lass dich von mehreren Stellen beraten. Ein sehr gute Buch, das ichzu dem thema empfehlen kann und was man meienr Meinung unbedingt vor einer Kastration lesen soltte ist: Sexualverhalten - Hormone - Kastration bei Hunden: Let´s talk about sex*
Hast du noch Fragen oder benötigst konkrete Tipps? Ich bin gerne für dich da und helfe dir, die beste Lösung für deine Hündin zu finden. 😊 Schreib mir einfach: info@hundemuddi.de
Liebe Grüße Claudia
*enthält Affiliate-Links
Bitte beachten: Die bereitgestellten Informationen ersetzen keine tierärztliche Beratung.
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